Dicke kosten uns mehr als Raucher?

(RoRo) Mit obiger Schlagzeile  wird versucht, eine selbst verschuldete Raucherabhängigkeit und Rauchersucht gegen ein anderes, meist anerzogenes Laster, auszuspielen. Rauchen als sozialschädliches Verhalten wird verharmlost und die Übergewichtigen werden zu einem neuen Feindbild aufgebaut.  

Woher kommt das? Wer steckt dahinter? Raucher sollen offensichtlich aus der „Schusslinie“ genommen werden. Wer hat daran das größte Interesse? Sicher die Tabakkonzerne, die nun den Rauchern sagen können, schau her, dein Verhalten ist gar nicht so schlimm gegenüber den Dicken, denn die kosten uns noch viel mehr. Es würde mich nicht wundern, wenn die US-Studie von der Tabakindustrie gesponsert bzw. initiert wurde.  

Der wesentliche Unterschied zwischen Übergewicht und Rauchen ist folgender: Essen muss jeder, Rauchen muss niemand. Essen kann Genuss bedeuten, das Rauchen einer Zigarette sicher nicht. Da Rauchen absolut gesundheitsschädlich ist, ist auch jede Zigarette um eine zu viel. Rauchen ist und bleibt daher die wichtigste vermeidbare Krankheits und Todesursache. 70 Prozent der Herz- Kreislauf- und Gefäßerkrankungen sind auf das 
Rauchen zurückzuführen. 30 Prozent aller Krebsfälle wären vermeidbar, wenn nicht geraucht würde. 15.000 Rauchertote pro Jahr in Österreich sind eine eindeutige Zahl. Zudem kommt noch die Schar derer, die gezwungen werden, passiv mitzurauchen. Vom Embryo bis zum Greis werden Menschen durch das Passivrauchen gesundheitlich geschädigt.  

Mag sein, dass im Medikamentenbereich Übergewichtige schlechter abschneiden, doch bei Krankheiten, Operationen, Invalidität und vorzeitigen Sterbefällen haben die Raucher ebenso eindeutige „Spitzenwerte“ aufzuweisen. Das Rauchen ist für rund 300 Krankheiten verantwortlich. Viele davon werden kostenmäßig von den Statistikern überhaupt nicht berücksichtigt. Durch das Rauchen wird z.B. das Immunsystem geschwächt und die Heilung von Knochenbrüchen, Wunden und vieler anderer Krankheiten verzögert. Der Anteil des Rauchens an den dadurch entstehenden Behandlungs- und Arbeitsunfähigkeitskosten werden zahlenmäßig überhaupt nicht erfasst, weil Knochenbrüche, Wunden usw. nicht zu den durch Rauchen verursachten Krankheiten zählen.  

Nicht jeder Dicke hat sich sein Übergewicht selbst verschuldet. Falsche Ernährungsweisen können schon im Säuglingsalter den Grundstein für Übergewicht legen. Die Fress-Sucht hat verschiedene Ursachen. Die einen nehmen zu auf Grund einer Stoffwechselerkrankung, Frust, usw und die anderen fühlen sich als Dicke sehr wohl in ihrer Haut. Es gibt neben dem Bewegungs- und Empfindungsnaturel auch das Ernährungsnaturel, das sicher keine Kosten verursacht, es sei denn, diese würden in Folge einer Krankheit abnehmen.  

In Amerika hat der Raucheranteil in den letzten dreißig Jahren stark abgenommen, so dass nur mehr ein Viertel der erwachsenen Bevölkerung raucht. Leider aber sind zwei von drei Amerikanern übergewichtig oder fett. Etwa 300.000 Menschen sterben jährlich an den Folgen dieser Zivilisationskrankheit. „Fast Food“ und die Bewegungsarmut führen zu diesen immensen Kosten im Gesundheitsbereich. Bereits 13 Prozent der Jugendlichen sind  übergewichtig. Wenn also eine US-Studie nachweist, dass Dicke höhere Kosten verursachen als Raucher, mag das sicher stimmen, weil es mehr Dicke als Raucher gibt. Es sind diese Zahlen nur nicht auf unser Land zu übertragen.  

Und nochmals: Essen muss jeder. Rauchen aber gehört nicht zu den natürlichen Verhaltensweisen des Menschen. Warum falsche Ernährung bzw. krankhafte Fettsucht mit den Folgekosten des Rauchens in Vergleich gezogen werden, ist mir rätselhaft. Das eine ist mit dem anderen wegen der grundsätzlichen Verschiedenheit nicht zu vergleichen. Dahinter steckt wohl eine fatale Verharmlosungstaktik der Raucherlobby, die von den katastrophalen Auswirkungen des Rauchens auf sozialem und volkswirtschaftlichem Gebiet ablenken sollen. Rauchen ist zudem die Einstiegsdroge, ist eine grobe Umweltverschmutzung und in Innenräumen sogar die wichtigste Luftverschmutzung. Drei Dinge sind letztlich für die Gesundheit des Menschen von entscheidender Bedeutung: Nichtrauchen, richtige Ernährung und richtige Bewegung.  

Robert Rockenbauer, Bundesleiter der Österreichischen Schutzgemeinschaft für Nichtraucher, Thomas-Riss-Weg 
10, 6020 Innsbruck, Telefon und Fax 0512/268025