Rauchfrei leben muss die Norm werden

Nichtraucherschutz nach über 30 Jahren immer noch mangelhaft

Pressemeldung der Schutzgemeinschaft:  
aufgrund der Pressekonferenz, vom Donnerstag, 22.2.2007, 10 Uhr im Cafe Griensteidl, Michaelerplatz 2, 1010 Wien, 

mit: 

Robert Rockenbauer  
Bundesleiter der Österreichischen Schutzgemeinschaft für Nichtraucher  
(Handy während Wien-Aufenthalt ab 21.2.2007: 0664/9302958)  

Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Köchler (Bundesleiter-Stellvertreter)  
Leiter des Instituts für Philosophie der Universität Innsbruck  
A-6020 Innsbruck, Innrain 52 (Telefon: +43-512-507-4020, Fax –2897)  
hans.koechler@uibk.ac.at    http://hanskoechler.com  

o.Univ.-Prof. Dr. med. Manfred Neuberger (Ärzteinitiative gegen Raucherschäden), Leiter der Abt. Präventivmedizin, Institut für Umwelthygiene, Medizinische Universität Wien. Stellv. Vorsitzender der Ärzteinitiative www.aerzteinitiative.at. 


Der Nichtraucherschutz in der Gastronomie und an öffentlichen Orten sei im Wesentlichen gescheitert. Die „österreichische Lösung“, es allen Recht machen zu wollen, indem man nicht richtig dafür und nicht richtig dagegen ist, sei nicht zielführend und daher auch für alle – Gäste, Wirte und Personal – äußerst unbefriedigend. Negative Beispiele gebe es zuhauf und die Beschwerdeflut reiße nicht ab. Zu diesen Ergebnis kommt Robert Rockenbauer, Bundesleiter der Österreichische Schutzgemeinschaft für Nichtraucher, anlässlich einer Pressekonferenz in Wien am 22.2.2007.  
Sein Stellvertreter Univ.-Prof.Dr.Dr.h.c. Hans Köchler setzt nach: „Österreich ist im Bereich des Nichtraucherschutzes und der Tabakprävention ein Entwicklungsland. Der Umstand, dass das Gesetzliche Rauchverbot in öffentlichen Räumen  
sanktionslos ist, bedeutet geradezu eine Verhöhnung des Rechtsstaates. Auch das immer wieder vorgebrachte Argument, Rauchverbote seien eine Einschränkung der persönlichen Freiheit, ist unsinnig. Die eigene Freiheit schließt notwendig die Respektierung der Freiheit des anderen ein,“ mahnt der Philosophieprofessor an die Gesellschaft. Das jetzige Verhältnis in Österreich, was das Rauchen betreffe, sei „grundrechtswidrig“. Nur ein generelles Rauchverbot in öffentlichen Räumen, unter Einschluss der Gastronomie, sei nach Prof. Köchler grundrechtskonform.  
Nur ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie lasse sich nach Ansicht Rockenbauers leicht und sehr schnell und zudem kostensparend umsetzen. Jede andere Lösung sei rückschrittlich, erhöhe den Kostenaufwand, bedürfe komplizierter Regelungen und erschwere die Kontrollierbarkeit. Lasche Maßnahmen helfen auch den Rauchern nicht, von ihrer Abhängigkeit loszukommen. „Rauchfrei für alle“ sei die einzige gerechte Lösung und aus gesundheitlicher und ökonomischer Sicht zwingend notwendig. „Was in über 30 Jahren auf freiwilliger Basis nicht zu erreichen war, muss nun gesetzlich geregelt werden“, fordert Bundesleiter Robert Rockenbauer und kann sich eines Seitenhiebes auf die Regierung nicht verwehren: „Ein Tabakgesetz ohne Sanktionen ist eine Bankrotterklärung der Gesundheitspolitik!“  
Seit 1975 setzt sich die Österreichische Schutzgemeinschaft für Nichtraucher für die  
Rechte der Nichtraucher ein und ist damit der längstdienende „Nichtraucherschutzanwalt“ in Österreich. Ein effektiver Nichtraucherschutz scheitere vielfach an der Unfähigkeit und Feigheit vieler Gesundheitsverantwortlicher, die oft eher als Lobbyisten der Tabakindustrie auftreten, denn als Verfechter eines wirksamen Nichtraucherschutzes.  
Das Raucherproblem lasse sich nicht lösen, indem die Raucher mit großem finanziellen Aufwand in Raucherberatungsstellen und mit Nikotinersatzpräparaten zu Nichtrauchern gemacht werden, um  dann meist innerhalb eines Jahres wieder rückfällig zu werden, sondern indem die Nichtraucherzonen in allen Bereichen erweitert werden, wodurch die Rauchmöglichkeit immer mehr eingeschränkt wird. Diese auf der Erfahrung von mehr als 30 Jahren beruhende Erkenntnis der Schutzgemeinschaft für Nichtraucher wurde nach Vorliegen wissenschaftlicher Studien auch von der WHO 1997 bestätigt: „Die Einrichtung von Nichtraucherzonen war der Wendepunkt. Solche Maßnahmen verringern die Belastung durch Passivrauchen, tragen bei Rauchern zur Minderung der täglichen Teerbelastung und Nikotindosen bei und verschärfen generell das Bewusstsein, dass Rauchen gesellschaftlich inakzeptabel ist, was Jugendliche vom Rauchen abhält und Raucher motiviert, mit dem Rauchen aufzuhören.“ Das Gebot der Stunde muss also lauten, Kinder und Jugendliche zu motivieren, Nichtraucher zu bleiben, sowie Raucher zu überzeugen, mit dem Rauchen aufzuhören.  
Das Bewusstsein der Nichtraucher hat sich nicht zuletzt auch wegen neuer Erkenntnisse über Gesundheitsschäden durch Passivrauchen und durch den Einsatz der Nichtrauchervereinigung wesentlich gesteigert. Immer mehr Nichtraucher wollen nicht mehr passiv mitrauchen. In Österreich sprechen sich ca. 60 – 70 Prozent für ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie aus. Rockenbauer: „Wer anderen Menschen seine Kleidung verschmutzt, hat in einem Rechtsstaat Anspruch auf Schadenersatz! Anderen Menschen die Lunge zu verteeren, wird immer noch als Selbstverständlichkeit hingenommen. Wer in geschlossenen Räumen in Anwesenheit von Nichtrauchern raucht, zwingt diese, bis zu 70 Prozent des Tabakqualms einzuatmen. So ein Verhalten ist vorsätzliche Körperverletzung, da heute niemand mehr behaupten kann, er habe nicht gewusst, dass Passivrauchen gesundheitsschädlich ist.“  
„Es gilt zu handeln – und zwar sofort!“ Das sagte bereits ein großer Mann mit Weitblick, Senator Robert Kennedy bei der „Weltkonferenz über den Einfluss des Tabakrauchens auf unsere Gesundheit“ im September 1967 (!) in New York. Die Schutzgemeinschaft für Nichtraucher fordert die Gesundheitsministerin Dr. Andrea Kdolsky auf, endlich den Beispielen anderer Länder zu folgen. Das Rad braucht nicht neu erfunden zu werden. Norwegen, Schweden, Malta, Italien und Irland sind gute Beispiele dafür, dass ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie ohne Umsatzeinbußen für die Wirte funktioniert. Die Fakten, welche die Schädlichkeit des Rauchens und Passivrauchens belegen, sind so eindeutig, dass jede weitere Verzögerung eines  wirksamen Nichtraucherschutzes Fahrlässigkeit ist.  
Univ.-Prof. Dr. med. Manfred Neuberger von der Ärzteinitiative gegen Raucherschäden wünscht sich eine stärkere Kooperation zwischen Behörden und NGOs. Mit einer Erhöhung der Zigarettenpreise könnte die Tabakprävention finanziert und der Tabakkonsum weiter gesenkt werden. Dringend notwendig seien Kampagnen zur Stärkung des Nichtraucherimages.  
Rauchfrei leben müsse zur Norm werden. Dieses Anliegen sollten Gesundheitspolitiker, Ärzte, Lehrer, Erzieher, Eltern, Medienberichterstatter, Kirchenvertreter, Prominente aus Kunst, Kultur, Sport und Wirtschaft unterstützen.  
Die Schutzgemeinschaft bietet allen interessierten Nichtrauchern die informative Nichtraucher-Zeitung an, die vierteljährlich erscheint und verweist auf ihre Internetseite sowie auf www.aerzteinitiative.at.