Warnaufdrucke sinnvoll

Alois Schöpf von der „Tiroler Tageszeitung“ vom 15./16.11.2003 macht sich über die Warnaufdrucke eigenartige Gedanken: „Fett und hässlich verunstalten neuerdings oberlehrerhafte Sprüche, wonach Rauchen die Gesundheit gefährde, die Zigarettenpackungen. Die Moralindustrie hat einen großen Sieg errungen und sich durch die unbestreitbare Tatsache, dass der Nikotinmissbrauch für Lunge und Gefäße schädlich sein kann, die Gelegenheit erkämpft, den Bürger als Knetmasse lebenslänglicher Pädagogisierung in einem weiteren Punkt am Krawattl zu packen.  Leider steht die Erhabenheit, mit der da auf uns herab gepredigt wird, auf argumentativ schwachen Beinen. Denn wenn schon vor Nikotin gewarnt werden muss, weil es so schädlich ist, wie steht es dann erst um den Alkohol, dessen Missbrauch entschieden fürchterlichere Auswirkungen auf die Gesellschaft hat? … Man kann sich mit so ziemlich allem und jedem ruinieren…. Im richtigen Maß genossen oder getan, kann ebenso fast alles das Leben bereichern und verschönern. Deshalb sind die Sprüche auf den Zigarettenpackungen auch so ärgerlich: Weil der Bürger, der meist erstaunlich genau weiß, wie er zu leben hat, hier wie ein Vollidiot behandelt wird. …“  
alois.schoepf@aon.at  

Sehr geehrter Herr Schöpf!  
Es ist schade, dass Sie mit Ihrer Glosse einen erheblichen Teil der Leser negativ auf die Warnhinweise beeinflussen. Ihre Argumentation ist zum Teil himmelschreiend. Eine Moralindustrie ist mir nicht bekannt. Wenn alle Gesundheitsminister in der EU diesen Beschluss der Warnaufdrucke auf Zigarettenpackungen und weitere Werbebeschränkungen für Zigaretten beschlossen haben, dann ist dies nicht oberlehrerhaft, sondern im höchsten Maße verantwortungsbewusst und längst überfällig.  
In einer amtlichen britischen Studie sagt die Hälfte der befragten 11 – 16-Jährigen, dass Rauchen nicht gefährlich sein kann, sonst würde die Regierung die Tabakwerbung verbieten. Ein Werbeverbot und entsprechende Warnhinweise unterstützen die Gesundheitsaufklärung.  
Aufhörwillige Raucher bekommen durch solche Hinweise vielleicht den letzten Anstoß, ganz mit dem Rauchen Schluss zu machen. Kinder und Jugendliche sehen in den Warnaufdrucken die Bestätigung dessen, was sie in der Schule, im Freundeskreis, von den Eltern, in den Medien usw. über die Schädlichkeit des Rauchens gehört oder gelesen haben. Nichtrauchende Schüler haben ein weiteres Argument, erst gar nicht mit dem Rauchen anzufangen. Die Warnhinweise allein können Raucher kaum von ihrem Tun abbringen, aber  sie sind für viele ein wichtiges Signal.  
Es ist ein Fehler zu glauben, dass eine Maßnahme sofortige Wirkungen zeigen kann. Auf lange Sicht sind die Warnaufdrucke ein wichtiges Glied in einer langen Kette von Maßnahmen. Wären diese Hinweise übrigens so nutzlos, hätte die Industrie nicht sog. „Zigarettenkondome“ erfinden müssen. Wenn die Trafikanten ca. 10 verschiedene Hüllen anbieten, mit denen man die Hinweise überdecken kann, dann heißt das, dass der Konsument nicht die Folgen seines Tuns vor Augen haben möchte. Hat er sie aber vor Augen, wird er vielleicht um seine Gesundheit besorgter und seinen Mitmenschen gegenüber rücksichtsvoller sein.  
Von „Nikotinmissbrauch“ zu sprechen ist völlig falsch, weil eine Zigarette bei bestimmungsmäßigen Gebrauch nicht schadlos konsumiert werden kann. Eine Zigarette bringt eine Stunde lang Unordnung in den Kreislauf. Es schadet also jede Zigarette dem Organismus, was nicht heißt, dass man dann sofort krank wird oder sterben muss. Der Unterschied zwischen Rauchen und Alkohol ist folgender: Alkohol schadet einem gesunden Menschen in normalen Mengen genossen nicht, während das Rauchen einem gesunden Menschen auch in geringen Mengen schadet. Es gibt also beim Rauchen kein „richtiges Maß“.  Ich habe auch noch nicht gehört, dass die Warnaufdrucke Ärgernis bei den Rauchern hervorrufen. Wer kein „Vollidiot“ ist, hört auf diese Sprüche und verabschiedet sich von einem absolut gesundheitsschädlichen Verhalten.  
Dass Alkohol „fürchterlichere“ Auswirkungen auf die Gesellschaft hat, mag Ihr persönliches Empfinden sein, entspricht aber nicht  den Tatsachen. Rund 15.000 Rauchertote stehen ca. 3.000 Alkoholtoten gegenüber. Rauchen ist mit Abstand die wichtigste vermeidbare Krankheits- und Todesursache. Falsche Behauptungen lenken wohl ab, lösen aber kein Problem.   

CARTOON’s  

Die Wirtschaft im Alpenraum (WIA) 10/2003 hat auf Seite 7 immer ein Cartoon von „BAES“. Diesmal wurden die Warnaufdrucke in die Mangel genommen. „Wir hätten da auch noch ein paar Warnhinweise!“ sagen drei Raucher (mit grünem, rotem und gelbem Gesicht). „Nichtraucher sind dick.“, „Nichtraucher sind nervös.“, „Nichtraucher sind uncool.“, „Nichtraucher gefährden das Pensionssystem.“, „Nichtraucher grenzen sich aus.“ Die Raucher wehren sich heißt es noch in der Schlusszeile.  
Diese untypischen Attribute für’s Nichtrauchen stellen eine arge Diffamierung der Nichtraucher dar: Braucht man sich noch zu wundern, wenn Nichtraucher sich kaum gegen das Passivrauchen wehren, wenn sie medial wieder einmal eine voll auf den Deckel bekommen? Die Warnhinweise auf Zigarettenpackungen sollten von den Medien als ein positver Schritt in Richtung Gesundheitsaufklärung gelobt werden, anstatt sich darüber lustig zu machen. Außerdem werden bei den Warnhinweisen nicht die Raucher angegriffen, sondern deren Schädlichkeit aufgezeigt. Würde es z.B. heißen „Raucher sind dumm.“, „Raucher sind rücksichtslos.“, „Raucher sind nervös.“, „Raucher sind dick.“, Raucher missbrauchen das Solidaritätsprinzip.“, „Raucher sind Angeber.“, „Raucher sind Umwelt- u. Sozialschädlinge“, usw., dann könnte man obige Cartoon in WIA verstehen.  
Protestschreiben bitte an WIA, Rennweg 9, 6020 Innsbruck, 0512/ 571985, Fax 0512/571985-19, E-Mail: pohl.partner@tirol.com.  

Robert Rockenbauer, Bundesleiter