Alkohol lässt sich nicht mit Nikotin vergleichen

Sehr geehrte Leser!

Wenn jemand ein Glas Wein oder eine Flasche Bier trinkt, schadet das einem gesunden Menschen nicht, während schon eine Zigarette ca. eine Stunde lang Unordnung in den Kreislauf bringt. Ein bis vier Zigaretten täglich erhöhen das Herzinfarkt- und Lungenkrebsrisiko um das Drei­fache.

Alkohol kann vernünftig konsumiert als Genussmittel bezeichnet werden. Nikotin ist jedoch in jedem Fall ein unbestreitbares Suchtmittel. Wenn jemand neben mir Alkohol trinkt, bin ich nicht davon betroffen. Es gibt ja kein Passivalkoholtrinken (ausgenommen der Alkoholkonsum während einer Schwangerschaft!). Raucher schaden jedoch nicht nur sich selbst, sondern im hohen Maße auch jene, die passiv mitrauchen müssen. Das gilt für das Baby im Mutterleib bis zum Greisenalter. Das ist der entscheidende Unterschied! Die Geruchsbelästigung wird zudem ein immer größeres Problem im Wohnbereich, in Kur- Pflege- und Krankenanstalten, vor Lokalen und Geschäftseingängen, ebenso in der Außengastronomie, Freibad, Frei­­­luftveranstaltungen usw. Solange man Rauch riechen kann, ist dieser auch schädlich!

Das Risiko, durch Passivrauchen an Krebs zu erkranken, ist etwa 100 Mal höher als das Asbestrisiko. Wenn Asbest nicht mehr vermarktet werden darf, müssten Tabakprodukte erst recht schon längst verboten sein. Im Tabakrauch wurden über 4.800 verschiedene chemische Substanzen nachgewiesen, davon sind ca. 250 giftig und 90 krebserregend. Aber ausgerechnet für die gefährlichste Droge „Tabak“ werden alle Augen aus wirtschaftlichen Gründen zugedrückt und Ausnahmen gemacht. Nach dem Lebensmittelgesetz, Che­mikaliengesetz und Umweltschutzgesetz dürfte Tabak jedenfalls nicht mehr angeboten werden. Diese In­konsequenz hat katastrophale Folgen: 11.000 bis 14.000 Raucher sterben jedes Jahr in Österreich vorzeitig und über 1.000 Menschen nur des­halb, weil sie passiv mitrauchen mussten.

Raucher haben kein Recht, die Atemluft anderer Menschen zu verpesten und zu vergiften. Luft ist unser wichtigstes Lebensmittel. Leider ist aufgrund mangelnder Ernsthaftigkeit der Politik, das Rauchen immer noch gesellschaftlich akzeptiert, außer dass es in allen Räumen öffentlicher Orte gesetzlich verboten ist. Pflicht der Politik wäre es, vermeidbare Schäden vom Volk abzuwenden.

Das Rauchen kostet dem Staat und damit jedem Steuerzahler, jährlich rund 8 Milliarden Euro bei gleichzeitigen Einnahmen aus der Tabaksteuer von ca. 1,8 Mrd. Euro. Rauchen ist somit ein sozial­schäd­liches Verhalten. Rauchen ist mit Abstand die wichtigste vermeidbare Krankheits- und Todesursache. Wir haben in Österreich ca. 2,3 Millionen Raucher und über 300.000 Alkoholkranke und über 700.000 Öster­reicher, die regelmäßig Alkohol im gesundheitsschädigenden Ausmaß trinken. Auch beim Alkohol sollte jegliche Werbung verboten werden. Alkoholisiert mit dem Auto zu fahren oder gewalttätig zu werden, ist eine kriminelle Handlung, die hart bestraft werden muss. Alkohol kann ein Problem werden, wenn Grenzen überschritten werden. Rauchen ist ein Problem, weil es krank macht und tötet, selbst bei bestimmungsgemäßen Gebrauch. Alkohol lässt sich nicht mit Nikotin verglei­chen! Schade, dass das viele nicht begreifen.

Robert Rockenbauer, Bundesleiter
Titelgeschichte der NRZ 3/2017