Nichtraucherschutz rettet Leben

Rauchen ist die größte vermeidbare einzelne Krankheits- und Todesursache!
Durch keine andere Einzelmaßnahme können mehr Menschenleben gerettet und mehr Krankheiten verhütet werden, als durch die Senkung des Zigarettenverbrauches. Zu einem generellen Rauchverbot in der Gastronomie gibt es keine Alternative. Während andere Länder längst ihre Hausaufgaben gemacht haben, entpuppt sich Österreich weiterhin als Entwicklungsland in Sachen Nichtraucherschutz.

Warum hat das Rauchen so eine katastrophale Auswirkung?
Wegen der schwerwiegenden Krankheitsfolgen für Raucher, wegen der schädlichen Folgen für andere und wegen der enormen volkswirtschaftlichen Kosten. Das Solidaritätsprinzip darf nicht weiter missbraucht werden, indem die Rauchersucht privatisiert und die Folgeschäden sozialisiert werden. Die Folgekosten des Rauchens belaufen sich in Österreich auf weit über 4 Mrd. Euro.

Fast 6 Millionen Menschen sterben weltweit jährlich wegen des Tabakkonsums. Europaweit ist die Zahl der Todesfälle, die durch das Rauchen verursacht werden, auf 650.000 Menschen gestiegen. Die neueste Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) deckt auf, dass jedes Jahr weltweit mehr als 600.000 Menschen allein an den Folgen des Passivrauchens sterben, davon 165.000 Kinder. In Europa sind jedes Jahr rund 80.000 Passivrauchtote zu beklagen. Mindestens 30 Prozent aller Krebsfälle wären vermeidbar, wenn nicht geraucht würde. Lungenkrebs wird zu 85% dem Rauchen angelastet, Herzinfarkte zu 30%. In Österreich sterben jährlich rund 11.000 Raucher vorzeitig und rund 1.100 Menschen müssen nur deshalb ihr Leben lassen, weil sie passiv mitrauchen mussten; das sind 33 Menschen täglich! Unter 15-Jährigen rauchen schon 18% der Buben und 24% der Mädchen täglich. Über 19.000 Kinder und Jugendliche in Österreich beginnen jedes Jahr mit dem Rauchen. 31% der 15-30-jährigen Nichtraucher sind am Arbeitsplatz und 16% zu Hause dem Passivrauch ausgesetzt. Noch höher ist der Anteil der Passivraucher bei Kindern: zu Hause, in Lokalen und im Auto.

Wer sich diesen Zahlen verschließt und nicht alles unternimmt um sie zu ändern, macht sich am vorzeitigen Tod und Leid vieler Menschen schuldig! Politiker, die nicht willens sind, dem Nichtraucherschutz höchste Priorität einzuräumen,   machen sich zu Lobbyisten der „Nikotindrogenindustrie“. Es ist eine Schande, mit welcher Gleichgültigkeit Politiker dem Problem „Rauchen“ gegenüberstehen. Die Fakten sind so erdrückend, dass unverzüglich gehandelt werden muss! Es geht nicht um Meinungen, sondern um einen aktiven Gesundheitsschutz!

Die Schutzgemeinschaft für Nichtraucher fordert daher alle Nationalräte auf
, den Gesundheitsminister zu unterstützen, ein Tabakgesetz ohne Ausnahmen zu beschließen. Kompromisslösungen kann es angesichts der Gesundheitsschäden durch das Passivrauchen nicht geben. Nichtraucherschutz ist Gesundheitsschutz und gleichzeitig auch die effektivste Präventionsmaßnahme.

Der VwGH hat unter Berufung auf Feststellungen des VfGH das erste Mal in seiner Entscheidung vom 21.9.2010 ein „Recht auf rauchfreie Luft“ erkannt und gleichzeitig mit aller Eindeutigkeit und mit allem Nachdruck die Interessen des Nichtraucherschutzes in Relation zu den Interessen von Rauchern betreffend den Konsum von Tabakwaren als höher angesehen! Einladungen zum Rauchen, wie z.B. aufgestellte Aschenbecher in Rauchverbotsräumen werden als nicht tolerierbares Signal verurteilt! Auch die Bemühungs- und Durchsetzungsverpflichtungen von Inhabern öffentlicher Orte gem. § 13 c TabakG sind vom VwGH voll bestätigt worden. Dies mit dem Ziel, den Nichtraucherschutz in Berücksichtigung der jeweils vorgegebenen strikten Rahmenbedingungen nachhaltig und ausnahmslos in allen Räumen öffentlicher Orte durchzusetzen, insbesondere in Veranstaltungszentren, Theater, Museen, öffentlichen Einrichtungen und Einkaufszentren.

Auch das Bundesverfassungsgericht in Deutschland (30.7.2008) stellt fest, dass ein absolutes Rauchverbot in allen Gaststätten verfassungsgemäß ist. „Der Schutz der Bevölkerung vor dem Passivrauchen sei ein überragend wichtiges Gemeinwohlziel.“ Die dann für alle Wirte geltende Einschränkung der Berufsfreiheit wäre dann verhältnismäßig.

Hinweise aus der Bevölkerung an die Bezirkshauptmannschaft wegen Verstoß gegen das Tabakgesetz werden von vielen Beamten nicht wirkungsvoll geahndet. Statt den Hinweisen nachzugehen und aufgrund eigener Erhebungen ein „abgekürztes Ermittlungsverfahren“ einzuleiten, wird der Melder meist erst nach vielen Monaten als Zeuge vorgeladen. Das ist ein großes Ärgernis, da der Melder keinesfalls gegenüber dem Lokalbetreiber genannt werden will. Gebe es einen Zeugenschutz bzw. müssten die Behörden einfachen Hinweisen aus der Bevölkerung nachgehen und selbst ermitteln, hätten wir tausende Anzeigen mehr. Damit wäre die Untauglichkeit dieses Gesetzes unter Beweis gestellt und auch die Tatsache, dass die Wirtschaftskammer nicht die Interessen der Wirte, sondern die der Tabakindustrie vertreten hat. Von den rund 70.000 österreichischen Gastronomiebetrieben halten sich über 40.000 Betriebe in irgendeiner Weise nicht an das Tabakgesetz! Wenn so viele Betriebe Strafe zahlen müssten, gäbe es selbst unter den Wirten einen heftigen Aufschrei nach einen einheitlichen Rauchverbot. Seit 2009 habe ich mit 490 Wirten persönliche Gespräche geführt. Bis auf 10 Wirte haben sich alle für ein generelles Rauchverbot ausgesprochen, weil nur dadurch Wettbewerbsnachteile verhindert und Chancengleichheit hergestellt werden könne.

In seriösen Umfragen von großen Tageszeitungen hat sich die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung stets für ein Rauchverbot ohne Ausnahmen ausgesprochen. Die neuen Umfrageergebnisse der Österreichischen Wirtschaftskammer vom 10.1. d. J. sind daher eine Lüge, denn sie signalisiert eine hohe Zufriedenheit mit dem österreichischen Kompromiss, obwohl das Gegenteil der Fall ist. Es wird gelogen, dass sich die Balken biegen und andererseits wird die Wahrheit niedergedrückt. Lumpige 400 Telefonanrufe sollen das Stimmungsbild für Österreichs Zufriedenheit mit dem Tabakgesetz widerspiegeln, das von allen Anfang an von der Mehrheit der Bevölkerung und vielen Medienvertretern abgelehnt wurde? Wann endlich werden solche Umfrageergebnisse als Manipulation entlarvt? Österreich als Tourismusland verliert immer mehr Gäste aus dem Ausland, da viele den Raucherterror meiden, denn Österreich hat sich bereits als der „Aschenbecher Europas“ ein negatives Image verpasst.

Eine nüchterne Bilanz nach zwei Jahren Tabakgesetz ergibt, dass alle Fragen über seine Wirksamkeit mit NEIN beantwortet werden müssen:

  1. Hat das Gesetz eine positive Auswirkung auf das Rauchverhalten und die Gesundheit der Österreicher?
    NEIN
    , das Rauchen ist ja dank der vielen Ausnahmen noch immer fast überall möglich.
  2. Wird das Gesetz eingehalten?
    NEIN,
     noch immer wird das Gesetz überwiegend ignoriert. Raumtrennungen sind nutzlos wenn die Türen offen stehen. In den meisten Diskotheken, Bars, Abendlokalen gibt es keinen Nichtraucherschutz. Landgasthäuser ignorieren die Bestimmungen des Tabakgesetzes oft völlig. Behördliche Kontrollen fehlen noch immer.
  3. Können Raucher und Nichtraucher mit dem Gesetz leben?
    NEIN,
     denn Toleranz ist fehl am Platz. Gesundheitsschädigung ist nicht toleranzfähig. Das Gesetz hat die Konflikte zwischen Rauchern, Nichtrauchern und Wirten verschärft. Die Regierung macht sich schuldig, die Auseinandersetzungen zu fördern, statt zu beseitigen. In einigen Fällen eskalieren die Streitigkeiten zu tätlichen Angriffen.
  4. Wird das Gastronomiepersonal vor den Auswirkungen des Passivrauches geschützt?
    NEIN,
     es gibt noch immer zu wenige reine Nichtraucherlokale. Durch eine Raumtrennung ergibt sich diesbezüglich gar kein Schutz, da Kellner in beiden Räumen arbeiten müssen.
  5. Werden Kinder und Jugendliche ausreichend vor Passivrauch geschützt?
    NEIN
    , auf die hat man im Gesetz völlig vergessen. Man darf Kleinkinder ins verrauchte Lokal mitnehmen, Kinder und Jugendliche haben Zutritt zu völlig verrauchten Bereichen. Hier haben auch die Kinder- und Jugendanwälte völlig versagt.
  6. Wird durch die Gesetzgebung verhindert, dass Kinder und Jugendliche mit dem Rauchen beginnen?
    NEIN,
     das Rauchen hat immer noch ein positives Image und viele Jugendliche lernen das Rauchen in Raucherlokalen.
  7. Haben die Verantwortlichen in der Gesundheitspolitik ihre Aufgaben – Gesundheitsschäden vom Volk abzuwenden – erfüllt?
    NEIN,
     denn Gesundheitsminister Stöger fühlt sich durch manipulierte Studien und Umfragen sogar bestätigt, das Tabakgesetz in dieser Legislaturperiode nicht mehr zu ändern. Die staatliche Duldung einer Gesundheitsschädigung ist ein Skandal! Ein Gesundheitsminister, der das zulässt, ist rücktrittsreif!

Zusammenfassung:
Das österr. Tabakgesetz ist ein 4:0 Erfolg für die „Nikotindrogenindustrie“: 
zu viele Ausnahmen; Wirte machen was sie wollen; Behörden sind mit einem umständlichen Verwaltungsstrafverfahren überfordert (mangelnde Schulung) und Nichtraucher müssen das Gesetz selbst kontrollieren. Die Schutzgemeinschaft für Nichtraucher fordert, dass Politiker, die gegen ihr besseres Wissen und Gewissen handeln, haftbar gemacht werden sollen. Politiker, die nur als Bauchrednerpuppen der Industrie agieren und damit dem Fortschritt im Wege stehen, sollen durch Politiker ersetzt werden, die mutig mit Herz und Verstand für die Gesundheit eintreten und dem Tabaklobbyismus widerstehen.

Eine altägyptischen Lebensweisheit sagt: „Die Gesundheit ist wie eine Krone. Der Gesunde trägt sie, aber nur der Kranke sieht sie.“ Die Gesundheit als unser wichtigstes Gut sollte von keinem Bürger bewusst geschädigt werden dürfen. Rauchfreie Luft zu atmen ist ein elementares Grundrecht und steht damit vor allen anderen Persönlichkeitsrechten. Die Reinheit der Luft sollte jedem so selbstverständlich sein wie die Reinheit der Lebensmittel.

Ich richte meinen Appell an alle Politiker, an alle Medienvertreter und an alle Nichtraucher, sich aktiv für einen umfassenden Nichtraucherschutz einzusetzen, im Interesse der eigenen Gesundheit, im Interesse der Kinder und Jugendlichen und im Interesse der Raucher selbst, die bei weniger Rauchmöglichkeiten dann auch tatsächlich weniger rauchen. Die beste Tabakprävention ergibt sich durch weitreichende Rauchverbote und eine massive Informationspolitik. Die Bevölkerung muss mehr sensibilisiert werden für die wahrhaft katastrophalen Auswirkungen des Rauchens und Passivrauchens.

Passivrauchen ist Körperverletzung
von Kinderärztin Doz. Dr. Angela Zacharasiewicz (angela.zacharasiewicz@wienkav.at)


Doz. Dr. Angela Zacharasiewicz
, Oberärztin an der Abt. f. Kinder- u. Jugendheilkunde des Wilhelminenspitals in Wien, fordert von der Politik ebenfalls einen ausnahmslosen Schutz vor Tabakrauch. Kinder, die passiv mitrauchen müssen, sind besonders gefährdet.

Aufgrund der vielfältigen Schäden, welche Passivrauchen in jeder Phase der Entwicklung des Kindes hat, und das schon lange vor der Geburt, soll das Rauchen in Gegenwart eines Kindes grundsätzlich verboten sein. Die Schädigung von Kindern durch Passivrauch entspricht rechtlich einer Körperverletzung. Im § 83 StGB heißt es: Eine Körperverletzung begeht, wer einen anderen am Körper verletzt oder an der Gesundheit schädigt. (2) Ebenso ist zu bestrafen, wer einen anderen am Körper misshandelt und dadurch fahrlässig verletzt oder an der Gesundheit schädigt. Tabakrauch kann über das Nikotinabbauprodukt Kotinin im Harn und in den Haaren nachgewiesen werden.

Es ist beim heutigen Wissenstand völlig unverständlich, dass Kinder ungeschützt und oft unfreiwillig – denn sie sind auf den Schutz der Erwachsenen angewiesen – Zutritt zu Bereichen haben, wo geraucht wird oder dass sie von Erwachsenen dorthin mitgenommen werden dürfen. Dadurch erleben Jugendliche das Rauchen noch immer als Normalität und wachsen so in der Gefährdung auf, später selbst zu Rauchern zu werden und ihr Leben damit aktiv zu verkürzen.

Solange Rauchen in der Öffentlichkeit toleriert wird und sogar Erziehungsberechtigte die Wahl haben, ein Kind in einen verrauchten Raum mitnehmen zu dürfen, entsteht der Eindruck, dass das Rauchen und Passivrauchen wohl nicht so schädlich sein kann, sonst wäre es wohl verboten! Wie soll man Kindern glaubwürdig vermitteln, dass Rauchen lebensgefährlich ist, wenn das Rauchen scheinbar noch immer überall die Norm ist? Weshalb sollte eine Warnung wirksam sein, wenn doch so viele Erwachsene scheinbar das Gegenteil beweisen?

Das Bezugsalter zum Kauf von Zigaretten soll unbedingt auf 18 Jahre angehoben werden. Minderjährige sollen keinen Zutritt zu Raucherzimmern haben und bei Missachtung sollte eine sofortige Geldstrafe durch die Polizei fällig werden. Dies ist sogar in Entwicklungsländern wie Chile so. Weiters wird ein generelles Rauchverbot auf Kinderspielplätzen gefordert sowie ein Rauchverbot im Auto, wenn Kinder mitfahren müssen.

Welche jüngst vorliegende Daten unterstützen diese Forderungen?

Eine kürzlich veröffentlichte Studie des Kinderarztes Dr. Giacomo Simonetti konnte erstmals eine Blutdruckerhöhung bereits bei Vierjährigen, die passivrauchexponiert sind, nachweisen. Die Forschergruppe aus Heidelberg  beweist den Zusammenhang zwischen Passivrauchen und Bluthochdruck bei Kindern. Für die Studie wurden 4236 Kindergartenkinder im Alter zwischen vier und sieben Jahren aus der Rhein-Neckar-Region untersucht, ihre Eltern wurden zu möglichen Einflussfaktoren befragt. Der hohe Blutdruck ist demnach nicht nur erblich oder durch Übergewicht bedingt, sondern tritt auch bei normalgewichtigen Kindern auf, deren Eltern rauchten. Kinder, in deren Familie mindestens ein Elternteil rauchte (28,5% der Väter und 20,7% der Mütter), hatten ein 21 Prozent höheres Risiko für Bluthochdruck als der Nachwuchs aus Nichtraucherfamilien. Bluthochdruck erhöht das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle.
(Simonetti GD et al. Determinants of Blood Pressure in Preschool Children: The Role of Parental Smoking. Circulation. 2011 Jan 10.)

Eine deutsche Studie der Universität  Ulm  unter der Leitung von Dr. Nagel untersuchte 383 Kinder und fand, dass die 127 (33,2%) exponierten Kindern Veränderungen von Markern von Entzündungsprozessen und des Fettstoffwechsels zeigten. Umso höher die Tabakrauchexposition der untersuchten 10 jährigen Kinder war, umso höher waren im Blut gemessene Werte, die auf ein erhöhtes Risiko für Atherosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen hindeuten. Andere Marker, deren Erniedrigung ein Risiko für  Übergewicht und Insulinresistenz – einem Vorläufer von Typ 2 Diabetes – anzeigen, waren bei exponierten Kindern erniedrigt.
(Gabriele Nagel. Environmental tobacco smoke and cardiometabolic risk in young children: results from a survey in south-west Germany. European Heart Journal 30, 1885–1893 doi:10.1093/eurheartj/ehp18)

Wann kann man Schädigungen des Kindes nachweisen, wenn sie Tabakrauch exponiert sind?
Die Schäden beginnen schon im Mutterleib. Eine Mutter, die während der Schwangerschaft raucht, verschlechtert die Ausgangslage Ihres Kindes in vielerlei Hinsicht massiv. Man kann man von einem fetalen Tabaksyndrom sprechen. Auch hier ist die Datenlage erdrückend. >10.000 Publikationen über die Auswirkungen des Rauchens in der Schwangerschaft auf den Fetus sind vorhanden, und es werden laufend mehr.

Eine Studie von 526 691 Frauen in Schweden ergab ein etwa 30 % erhöhtes Risiko einer Totgeburt bei rauchenden Frauen, was durch direkte schädliche Effekte des Rauchens auf Ausbildung und Funktion der Plazenta erklärt wird.
(Högberg L, Cnattingius S.The influence of maternal smoking habits on the risk of subsequent stillbirth: is there a causal relation? BJOG 114(6):699-704.)

Kürzlich konnte in einer großen Studie von 1256 Mutter-Kind Paaren gezeigt werden, dass schon Neugeborene und Säuglinge von rauchenden Müttern (objektiv gemessen)  reizbarer und unruhiger sind. Als Ursachen werden Vergiftungserscheinungen, Entzugserscheinungen, Veränderungen der Hirnentwicklung und Stoffwechselveränderungen im Gehirn durch Nikotin vermutet.
(Laura R. Stroud et al. Maternal Smoking during Pregnancy and Neonatal Behavior: A Large-Scale Community Study. Pediatrics 123(5): e842–e848. doi:10.1542/peds.2008-2084.)

Laut einer im Jänner im The Lancet publizierten Studie sind weltweit 40% der Kinder passivrauchexponiert. Im Jahre 2004 waren 603 000 Menschen weltweit Opfer des Passivrauchens, 165000 davon Kinder. Die häufigste negative Folge von Passivrauchen überhaupt waren Infektionen der unteren Atemwege bei unter 5-jährigen (5 939 000).
(Oberg M et al. Worldwide burden of disease from exposure to second-hand smoke: a retrospective analysis of data from 192 countries. Lancet. 2011 Jan 8;377(9760):139-46)

Neben Erkrankungen der Atemwege wie Asthma und vermehrte Atemwegsinfekte ist nun neu, dass auch das Risiko, an metabolischem Syndrom (= Bluthochdruck, Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen, Insulinresistenz)zu erkranken, bei tabakrauchexponierten Kindern um ein 4-5-faches erhöht ist. (2273 Jugendlichen im Alter von 12 bis 19 Jahren ) Rauchten sie selbst, dann war das Risiko sogar 6 mal so hoch.  Rauchen macht also dick  – und führt zu frühem Tod.
(Michael Weitzman et al.  Tobacco Smoke Exposure Is Associated With the Metabolic Syndrome in Adolescents Circulation 112:862-869)

Eine Epidemie steht bevor, wenn die Politik jetzt nicht handelt
von Univ. Prof. Dr. Manfred Neuberger (<manfred.neuberger@meduniwien.ac.at> www.aerzteinitiative.at)


Univ. Prof. Dr. Manfred Neuberger
, Internist, Arbeits- und Umweltmediziner, vertritt als Ordinarius für Umwelthygiene der Medizinischen Universität Wien den Standpunkt der Wissenschaft, der bisher vom Gesundheits- und Jugendressort der Regierung ignoriert wurde. 

Neuberger bringt in Erinnerung, dass auf Anraten von Reinhard Waneck (FPÖ) Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky (ÖVP) das alte Spanische Tabakgesetz abschrieb, das die Tabakindustrie zufrieden stellte, aber Angestellte in der Gastronomie, Gäste und Kinder ungeschützt ließ. Alois Stöger (SPÖ) war dann zu feig, dieses Gesetz zu ändern, obwohl alle damit unzufrieden waren: Die Wirte wegen der konkurrenzierenden Raucherlokale und die Gäste, weil ihnen Kontrolle und Meldung von Gesetzesverletzungen aufgebürdet wurde, um sie dann als Denunzianten anzuprangern und mit Behördenvorladungen und Beweisforderungen zu schikanieren. Inzwischen ist ein neues Spanisches Tabakgesetz in Kraft, das dem Stand der Wissenschaft Rechnung trägt. Neuberger fordert vom Gesundheitsminister, dass er wieder dem „Spanischen Modell“ folgt, um endlich westeuropäischen Standard zu erreichen. 

Die gegenwärtigen Schadstoffbelastungen in österreichischen Lokalen lassen Gesundheitsschäden beim nichtrauchenden Personal erwarten, ebenso bei Gästen, wobei Kinder und vorgeschädigte Personen besonders gefährdet sind. Die gemessenen Feinstaubkonzentrationen stellen für manche Asthma- und Herzkranke ein akutes und zum Teil lebensbedrohendes Risiko dar. Sie erfordern eine rasche Maßnahme, und zwar ein Rauchverbot wie an allen anderen Arbeitsplätzen in Österreich und wie in den meisten Ländern Nord- und Westeuropas. Rauchverbote an allen Arbeitsplätzen (nicht nur büroähnlichen Räumen) senkten in anderen Ländern die Herzinfarktraten in der Allgemeinbevölkerung binnen eines Jahres um 8 bis 20%.

Studien im United Kingdom wiesen nach, dass ein Rauchverbot in allen öffentlich zugänglichen Räumen nicht zu einer Verdrängung des Passivrauchens in den häuslichen Bereich führt, sondern dass Eltern die Gefährlichkeit von Tabakrauch damit eher bewusst gemacht wird, sodass Raucher dann zum Rauchen eher auf den Balkon oder in den Garten gehen, um ihre Kinder nicht zu gefährden.

Wenn das Rauchen mittels Tabakgesetz und Arbeitnehmerschutzgesetz nicht auf Privatbereiche beschränkt wird, steht in Österreich eine Epidemie von Raucherschäden ungeahnten Ausmaßes bevor.
Verstöße gegen das Tabakgesetz können auch anonym gemeldet werden
von KR Dietmar Erlacher (<krebspatient-krebsforum@utanet.at>www.rauchsheriff.at)

Der Bundesobmann des Vereins „Krebspatienten für Krebspatienten“ und Leiter der „Initiative für generell rauchfreie Lokale und öffentl. Gebäude“, KR Dietmar Erlacher, hat für Bürger, die sich mit dem durch Tabak verursachten Leiden und Sterben nicht abfinden wollen, auf www.rauchsheriff.at eine Möglichkeit geschaffen, Verstöße gegen das Tabakgesetz auch anonym zu melden. Über 10.000 Anzeigen wurden schon getätigt. Ende Jänner werden allein in Wien über 500 neue Anzeigen bei den Behörden eingehen, österreichweit über 1.000. Bei Verdacht auf Amtsmissbrauch wird der Volksanwalt eingeschaltet.

„Nun endlich zeigt unsere Arbeit auch erste Früchte. Wir sehen ein Umdenken bei manchen Wirten und Kaffeehausbetreibern. Viele sprechen sich für eine einheitliche Lösung aus, und sehen die Vorteile eines generellen Rauchverbots.

Bundesleiter Robert Rockenbauer

(Pressekonferenz am 27.1.2011 in Wien)