Über 13.000 Rauchertote klagen an

Schutzgemeinschaft beklagt mangelhafte Tabakprävention
Raucherproblem wird nicht ernst genug genommen

Nach 20 Jahren erfolglosem Tabakgesetz einigte sich die Regierung im Mai 2015 auf ein absolutes Rauchverbot in der Gastronomie, setzt aber diesen überfälligen Schritt erst ab Mai 2018 in Kraft. Dass Kinder und Jugendliche bis dahin schutzlos dem Passivrauchen in Raucherräumen ausgesetzt sind, kritisiert die Schutzgemeinschaft für Nichtraucher besonders scharf. Für Bundesleiter Robert Rockenbauer ist die gegenwärtige Gesetzgebung eine Unvereinbarkeit gegenüber dem Grundrecht, rauchfreie Luft zu atmen. Besonders Kinder haben ein Recht auf Schutz und Fürsorge seitens der Eltern, der Gesellschaft und des Staates. Niemals kann es daher erlaubt sein, Kindern mit Tabakrauch Schaden zuzufügen! Entsprechend seien die Gesetze zu ändern, damit dieser Wahnsinn bald ein Ende habe. Beim Gesundheitsschutz dürfe es keine faulen Kompromisse geben, weder für Kinder noch für Erwachsene. Der Tiroler, der sich seit 1975 für die Rechte der Nichtraucher einsetzt, sieht das Tabakgesetz eher als „Alibihandlung“ der Regierung, denn als wirksame Maßnahme, Schaden vom Volk abzuwenden. Das Tabakgesetz täusche der Bevölkerung Schutzmaßnahmen vor. In Wirklichkeit gebe es den Nichtraucherschutz wegen fehlender flächendeckender Kontrollen nur in Einzelfällen. Damit sei die Ernsthaftigkeit des Gesetzgebers in Frage gestellt. Es könne jedenfalls nicht Aufgabe der Bürger sein, durch Anzeigen selbst für rauchfrei Lokale zu sorgen. Rockenbauer sehr emotional: „Wir haben es satt, als Kontrolleure des Staates benutzt bzw. missbraucht und angefeindet zu werden!“

Unverantwortliche Politik
Weltweit sterben dzt. täglich über 16.000 Menschen wegen des Tabakkonsums. Setzt die Tabakindustrie vor allem in armen Ländern ihre „Erfolge“ fort, werden es 2030 schon über 22.000 Menschen pro Tag sein. „Die Feigheit der Politiker, sich diesem Problem nicht ernsthaft zu stellen, muss ein Ende haben!“, fordert Rockenbauer einmal mehr die Politiker heraus.
Politiker, die sich nicht für das Grundrecht „Leben und körperliche Unversehrtheit“ vehement einsetzen, sind höchst unglaubwürdig. Tabakprodukte verursachen bekanntlich Krebs, Herzinfarkte, Schlaganfälle, COPD und eine starke Abhängigkeit. Ein Produkt mit diesem Gefahrenpotential würde heute niemals die Marktzulassung erlangen. Aber beim Tabak, das Rockenbauer als die weltweit gefährlichste Droge bezeichnet, gebe es großzügige Ausnahmen im Lebensmittelgesetz, Umweltschutzgesetz, Chemikaliengesetz usw.
Seit Jahrzehnten wird gewarnt, dass in Österreich die Zahl der rauchenden Kinder und Jugendlichen extrem hoch ist. Es ist unannehmbar, dass nicht alles getan wird, um sie vor einer lebenslangen Sucht zu schützen. Um dieses Ziel zu erreichen, wäre die Abschaffung der Zigarettenautomaten und die Anhebung der Raucherlaubnis auf 18 Jahre eine Grundvoraussetzung.
Kinder und Jugendliche dürfen nicht dem Moloch Tabakindustrie geopfert werden.

Das Paradoxon der Tabakprävention
475 Verkehrstote gab es 2015 in Österreich. Jeder Einzelne ist zu viel. Millionen werden in die Verkehrssicherheit gesteckt, um die Zahl der Verkehrsunfälle zu mindern. Und auf der anderen Seite steigt die Opferzahl durch das Rauchen von Jahr zu Jahr aufgrund einer fehlenden Tabakprävention. Über 13.000 Rauchertote jährlich in Österreich klagen an! Tausende Familienangehörige beklagen den vorzeitigen Tod ihrer Liebsten. Wo bleibt der Aufschrei der Betroffenen? Wo bleiben die Maßnahmen zur Verhinderung dieser Sucht? Wo bleibt eine wirksame Präventionspolitik? Das fragt sich Robert Rockenbauer schon lange und stellt erschüttert fest, dass der Rauchertod scheinbar zur Normalität gehöre. „Der Rauchertod wird überhaupt nicht wahrgenommen, bewirkt kein Aufsehen, wird einfach ignoriert.“

Das Kraftfahrgesetz soll nun novelliert werden, um so z.B. das Handyverbot mittels Frontradar besser überwachen zu können. Aber jedes Jahr sterben rund 1.000 unschuldige Nichtraucher in Folge des Passivrauchens nur deshalb, weil es ein mangelhaftes Nichtraucherschutzgesetz gibt! Tote, die mit einfachen Mitteln zu verhindern gewesen wären, ärgert sich Rockenbauer: „Der Rauchterror, durch den Passivraucher sterben, wird als Kavaliersdelikt abgetan. Auch der selbstverschuldete Rauchertod mit viel persönlichem Leid und enormen Kosten für die Gesellschaft regt niemanden auf – und das ist das wahre Problem!“ Wenn ein Mensch durch einen Hai getötet wird, werde das weltweit publiziert, aber die Toten durch das Aktiv- und Passivrauchen werden gleichgültig hingenommen. „Das Raucherproblem wird nicht ernst genug genommen, das ist die Tragik!“ Wann endlich beginnen die Bevölkerung und vor allem Politiker diese Diskrepanz zu begreifen und eine gesellschaftliche Ächtung des Rauchens einzuleiten? „Es gibt rein gar nichts, was für das Rauchen spricht, aber es gibt tausend Gründe gegen das Rauchen. Toleranz ist hier fehl am Platz!“ 

Die Bevölkerung müsse massiv aufgeklärt werden, dass Passivrauchen nicht nur eine Geruchsbelästigung, sondern eine unbestreitbare Gesundheitsschädigung sei. Unverständlich für Rockenbauer, dass der Finanzminister aus der Tabaksteuer kaum Geld für die dringend notwendige Prävention zur Verfügung stelle. „Aufklärung in der Schule und Vorbildwirkung im Elternhaus gehören untrennbar zusammen, wenn man erreichen will, dass der Anteil jugendlicher Raucher abnimmt.

Abschließend bedauerte Rockenbauer bei einer Pressekonferenz in Wien, dass die Regierung die von der Schutzgemeinschaft für Nichtraucher eingebrachte Forderung nach einem notwendigen Nichtraucherschutz auch im Freien, im neuen Tabakgesetz völlig außer Acht gelassen hat. Trotzdem habe sich der Einsatz für den Nichtraucherschutz gelohnt, denn ab Mai 2018 werde endgültig der Rollbalken herunter gezogen und das lang ersehnte Rauchverbot in der Gastronomie wird Wirklichkeit. Sehr zum Vorteil der Wirte, weil dann für alle, unabhängig von der Lokalgröße, gleiche Wettbewerbsbedingungen herrschen und Gäste wie Personal vom gefährlichen Passivrauch geschützt sind. Schlusszitat von Robert Rockenbauer: „Es wird Zeit, dass aus ‚Österrauch‚ wieder ein ‚Österreich‚ wird.“

Robert Rockenbauer, Bundesleiter der
Österreichischen Schutzgemeinschaft für Nichtraucher